Plädoyer von Kurt Gutmann im Verfahren gegen Iwan Demjanjuk
Hohes Gericht
Der Grund meiner Beteiligung an diesem Prozess als Nebenkläger ist, dass meine Mutter, Jeanette Gutmann, geb. Kann, das Liebste was ich auf dieser Welt hatte, im Alter von 53 Jahren sowie mein ältester Bruder, Hans-Josef im Alter von 20 Jahren, von Izbica kommend, in Sobibor im Gas qualvoll erstickten. Dies geschah zur Zeit, als der Angeklagte Iwan Demjanjuk, hier als SS-Wachmann Dienst tat.
Zu Beginn des Verfahrens hat die Verteidigung gemeint, dass unter den Nebenklägern „Trittbrettfahrer“ dabei wären. Ein solcher Vorwurf hat mich tief verletzt. Es ist für mich nicht einmal vorstellbar, dass es Menschen geben könnte, die auf so grausame Weise getötete erfinden, nur um als Nebenkläger am Prozess teilzunehmen.
Im Prozeßverlauf ist nachgewiesen worden, dass der Angeklagte zur angegebenen Zeit in Sobibor war und sich an den geschilderten Grausamkeiten beteiligte. Ich gehe deshalb davon aus, dass das Gericht ihn schuldig sprechen wird.
Ich hätte es begrüßt, wenn der Angeklagte Demjanjuk nur die geringste Anteilnahme gezeigt hätte. Dass er dazu rein physisch in der Lage gewesen wäre, hat er den anwesenden im Gerichtssaal oft genug bewiesen.
Mental ist ihm aber offensichtlich Schuldbewusstsein fremd. Ein Zeichen der Reue wäre mehr als angebracht gewesen.